NEWS-BEITRAG: 6. Februar 2023

Geschichte atmen – und Kindern helfen

Wir freuen uns, dass die Nachfrage nach Sri Lanka Reisen wieder zunimmt und bereits im März die nächste größere Gruppe startet. Alle Gruppen besuchen im Rahmen ihrer Rundreise auch das Kinderhilfsprojekt. Im letzten Jahr besuchte eine Gruppe von Abonnenten der Fuldaer Zeitung die Insel im Indischen Ozean und erlebte mit Reiseleiter Ivor Vancuylenburg die Highlights der Insel. Hier finden Sie zwei Artikel, die im Januar in der Fuldaer Zeitung erschienen ist.

von Bernd Loskant / Fuldaer Zeitung (Ausgabe 14.1. und 15.1.2023)

Geschichte atmen – und Kindern helfen

25 Abonnenten unserer Zeitung fuhren zwei Wochen lang 1650 Kilometer durch Sri Lanka und tauchten auf dieser exklusiven Leserreise tief in die faszinierende Kultur des Landes ein. Zum Programm gehörte auch der Besuch zweier Projekte des Vereins Kinderhilfe Sri Lanka, der seinen Sitz in Neuhof hat.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt – diese Erfahrung machen Touristen in Sri Lanka, wenn sie die religiösen Schätze des Landes besuchen. Hinter wertvollen Statuen und Tempel-Ausstattungen sieht die Welt oft weniger schön aus. Sri Lanka zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Etwa ein Viertel der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, hat weniger als 20 Euro im Monat zur Verfügung. Ein Schlüssel, der Armut zu entkommen, ist Bildung. Dieser Erkenntnis folgend, organisiert die Kinderhilfe nicht nur Hilfstransporte mit lebenswichtigen Gütern auf die Insel im indischen Ozean, sondern ermöglicht Kindern auf verschiedene Arten Zugang zu Bildungsangeboten. Eines davon besucht die Touristengruppe aus Osthessen in Kekirawa, einem Ort im Landesinneren. Der Weg dorthin ist staubig, der Bus stößt immer wieder an tiefhängende Zweige von Bäumen. Nach ein paar Kilometern fernab der Hauptstraße fällt der Blick auf eine kleine Siedlung, mitten im Wald. Kinder toben, singen, spielen – hier ist das Leben schön. 2006 hat die Kinderhilfe Sri Lanka einen Kindergarten eröffnet, für Mädchen und Jungen, die ohne die Hilfe aus Osthessen wohl kaum eine Chance auf ein Leben ohne Armut hätten.

Die Teilnehmer der Leserreise sind beeindruckt: Die Gruppenräume sind wunderschön und kindgerecht eingerichtet, es gibt viel Platz für Aktivitäten – und sogar eine große Bühne. Auf dieser empfangen die Kinder und ihre Betreuer die Gäste aus Osthessen mit einem kleinen Kulturprogramm – und laden dann zu einem Essen in das Haupthaus ein. Dieses hat der Verein mit Helfern vor Ort gebaut – die Materialien kommen zum Teil aus Osthessen. Voller stolz zeigt Reiseleiter Ivor Vancuylenburg die Fenster, die er von Fulda aus nach Sri Lanka verschifft hat. Selbstlos organisiert der Sri-Lanker, der vor vielen Jahren seine Heimat verlassen hat und heute in Diensten der reisewelt Teiser & Hüter in Neuhof steht, eine Aktion nach der anderen, um den Menschen vor Ort zu helfen. Und er hat Pläne: Um die Finanzierung des Kindergartenprojekts langfristig zu sichern, möchte er auf dem Gelände weiter bauen und ein paar Hotelzimmer einrichten – für Touristen aus Deutschland, die die Dschungel-Idylle spüren wollen. Oft ziehen Elefanten an der Anlage vorbei. Spontan übernehmen einige Mitglieder der Reisegruppe Patenschaften für Kinder. Von 82 Euro im Jahr werden nicht nur Lernmaterialien bezahlt, sondern auch Unterricht,
Betreuung und eine tägliche warme Mahlzeit. Vancuylenburg hat für die Gruppe Zimtpflänzchen organisiert, die die Touristen aus Osthessen auf dem Gelände pflanzen. Warum Zimt? Nirgendwo sonst entwickelt Zimt ein so feines Aroma wie im früheren Ceylon. Aus den Pflänzchen sollen Bäume werden – und die Bäume sollen dem Dorf zu etwas Prosperität verhelfen. So wie die Kinder, die jetzt zwischen 3 und 6 Jahren alt sind und für viele im Land die Hoffnung, dass es Sri Lanka irgendwann besser gehen wird.

Bildquelle: Bernd Loskant / Fuldaer Zeitung

Ganeshas Weisheit und Buddhas Zahn

Faszinierende Abonnentenreise nach Sri Lanka

„Ayubowan!“, zu Deutsch: „Ich wünsche dir ein langes Leben!“ Welch warmherzige Begrüßungsformel, die 25 Abonnenten unserer Zeitung jeden Tag zigmal entgegenschallt. Anders als „Hi, wie geht’s?“ wirkt dieser Gruß alles andere als floskelhaft. Sri Lanka ist eben die „Insel der Götter“ – eine Welt, so
ganz anders als unsere.

Ungewöhnlich, aber wahr: Die Tropeninsel von der Größe Bayerns hat sogar manche Verbindung nach Osthessen. Zum Beispiel steht in Mihintale, einer der bedeutendsten religiösen Stätten des Landes, an zentralem Ort ein gut fünf Meter hoher Mangobaum, den ein Fulda-Singhalese als Zeichen seiner Verbundenheit gepflanzt hat. Dass Ivor Vancuylenburg, so der Name des in Großenlüder heimisch gewordenen Insulaners, ein solches Zeichen setzen durfte, ist wiederum eine große Ehre, denn die heiligen Stätten werden als religiöses Erbe streng gehütet – und nicht jeder darf dort einfach einen Baum pflanzen, der das Potential hat, einen Umfang von 30 Metern zu entwickeln. Jetzt steht die Abonnentengruppe aus Fulda vor diesem Mangobaum – und Vancuylenburg, der als Sri-Lanka-Experte der reisewelt Teiser & Hüter die Touristen führt, bekommt leuchtende Augen. „Hier oben hat alles begonnen“, sagt er, während die Gruppe nach gefühlt 1000 Stufen noch mit den Strapazen des Aufstiegs kämpft. Mehr als 2300 Jahre ist es her, als der Legende zufolge an diesem Fleckchen Erde der indische Mönch Mahinda auf den dort jagenden König Devanampia Tissa traf und ihn zum Buddhismus bekehrte. Seitdem ist der Buddhismus in Sri Lanka die vorherrschende Religion. Buddha persönlich soll Sri Lanka als das Land auserkoren haben, in dem seine Lehre in ihrer ursprünglichen Form alle Zeiten überdauern soll. Kurz zuvor: Die Gruppe aus Osthessen besucht am Fuße der Anlage eine Sonntagsschule, wo die „Ärmsten der
Armen“, wie Vancuylenburg berichtet, unterrichtet werden. Die Kinder singen, tanzen, blicken andächtig in die Augen der Fremdlinge. Der Verein Kinderhilfe Sri Lanka, deren zweiter Vorsitzender Vancuylenburg ist, hat Schulkleidung, Hefte und Schreibzeug organisiert, das den Kindern erst den Schulbesuch ermöglicht. Die Augen leuchten, als die Osthessen jedem einzelnen ein kleines Paket überreichen. Auch diese Erfahrung sollte jeder, der das Land besucht, machen, denn Sri Lanka gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Um zu überleben und eine Chance auf Bildung zu haben, sind die Menschen auf Spenden aus dem Ausland angewiesen. Tourguide Vancuylenburg zeigt den Fuldaern nicht nur die Schokoladenseite seiner Heimat – und dort, wo Schatten ist, bringt er mit seiner Gruppe ein bisschen Licht. Zwei Wochen geht es für die Osthessen quer über die Insel – mit allem, was notwendig ist, um am Ende sagen zu können: „Wir haben Land und Leute kennengelernt.“ Die dominierende Rolle in dieser Gesellschaft, das ist unschwer zu erkennen, spielt die Religion. Allgegenwärtig sind die Kult-, Huldigungs- und Opferstätten, und die Gäste aus Osthessen sehen eine ganze Menge davon: Hindu-Tempel, bunt und verspielt, und Buddhisten-Tempel, mit vielen goldenen Statuen und glockenförmigen Dagobas, auch Stupas genannt. Selbst farbenfroh bemalte christliche Kirchen (etwa sieben Prozent der Sri-Lanker sind Christen) begegnen der Gruppe immer wieder. Gleich zu Beginn der Reise gibt es mit dem Besuch der alten Königsstadt Anuradhapura eine volle Dosis Kultur:

Schon aus vielen Kilometern Entfernung sind die riesigen Dagobas zu erkennen, eine davon mit 110 Metern Höhe das größte buddhistische Bauwerk der Welt. Zu ihr strömen Pilger in Scharen und legen frische Blumen als Opfergaben ab. Findig sind die Händler, die jeden, der keine Blumen unterm Arm hat, bis zum Eingang mit ihren bunten Blüten verfolgen. Doch Busfahrer Saman hat vorgesorgt und drückt jedem Teilnehmer ein paar Lotusblüten in die Hand. Das Areal, auf dem 123 Könige ihre Residenz hatten, ist ein Weltkulturerbe-Ort der Superlative: Hier sehen Pilger und Touristen auch den vor 2300 Jahren und damit ältesten von Menschen gepflanzten Baum der Welt. Zugleich war die Anlage 1985 leider Schauplatz eines der schlimmsten Massaker in der Geschichte des Landes. Spirituell getoppt wird Anuradhapura nur durch den Zahntempel in der 150 Kilometer entfernten Stadt Kandy, in der – wie der Name schon sagt – eine Reliquie Buddhas verehrt wird. Ivor Vancuylenburg verspricht der Reisegruppe aus Osthessen eine „Heilige Stätte vergleichbar mit dem, was der Vatikan für Christen ist“. Und tatsächlich ist man überwältigt von den Ausmaßen, den Schätzen, aber auch von der Frömmigkeit der Pilger, die – wie die Fuldaer – in langen Schlangen, weiß bekleidet und in „Tempelsocken“ anstehen, um einen Blick auf die in Gold gefasste Reliquie zu erhaschen. Nur ein kurzes Zeitfenster gibt es allabendlich, um sich vor dem Zahn zu verneigen, von dem Buddhisten glauben, er habe die Macht, Regen zu bringen und Dürren zu verhindern. Sri Lanka, das ist eben auch ein Land der Mythen und Wunder, und nicht jede Erfahrung auf dieser Reise ist mit Geld zu bezahlen. Als Ivor Vanculenburg eine Stippvisite bei den heißen Quellen von Lanniya ankündigt und den Damen rät, an diesem Tag auf Make-Up zu verzichten, ahnt noch niemand etwas vom wohligen Gefühl, das entsteht, wenn der Partner oder die Partnerin morgens um 7 Uhr in Dauerschleife 40 Grad heißes Wasser aus Eimern über Kopf und Körper kippt. Hier an der Ostküste bei Trincomalee findet die Gruppe auch Entspannung an weißen Traumstränden, wegen denen viele Sri-Lanka-Urlauber ins Land kommen, die aber leicht ablenken von den viel größeren Schätzen der Insel. Da wäre zum Beispiel Sigiriya, ein 200 Meter hoher Fels, dessen Besteigung dem Wanderer nicht nur körperliche Fitness abverlangt, sondern auch Schwindelfreiheit, wenn es über enge Treppenstufen am Bergmassiv steil nach oben geht. Entschädigt wird man durch einen Traumblick auf den Dschungel – und man bittet Ganesha, den Hindu-Gott der Weisheit, um Erkenntnis, wie die Menschen vor 1500 Jahren dort oben eine so gigantische Festung errichten konnten. Bis heute ist die Entstehung der „Himmelsburg“ ein Rätsel. Wie ein Wunder wirken auch die „Wolkenmädchen“, die vor eineinhalb Tausend Jahren auf den Berg gemalt wurden und noch heute in leuchtenden Farben erstrahlen. Doch Ganesha schweigt auch dazu. Zum Ende der 1650 Kilometer langen Land-und-Leute-Reise geht es auf über 2000 Meter ins Hochland. So wie an Rhein und Mosel die Weinberge, reihen sich hier an den Hängen Teefelder aneinander. Eigentlich wuchs hier vor langer Zeit Kaffee, doch als ein Pilz die Pflanzen zerstörte, entwickelten die Sri Lanker ihre Insel zum edelsten Teeland der Welt. Und so ist das „Rothschild Estate“ hier kein Weingut, sondern eine Teefabrik. Wenn es vor der Reise eine Liste geben hätte, was man alles erlebt haben will, alles wäre abgehakt – und noch mehr dazugekommen: die Gerüche pulsierender Märkte, das Gefühl einer Ayurveda-Behandlung,
die Erfahrung, mit einem Mönch über Gott und die Welt gesprochen zu haben, ein Kochkurs, Schnorcheln mit Meeresschildkröten, die Fahrt mit dem Fortbewegungsmittel Nummer eins, dem Tuktuk, eine Jeep-Safari zu Elefanten-Herden. Und nicht zu vergessen: der Geschmack von Arrak, dem würzigen Nationalschnaps aus Palmsaft, der zufällig immer dort war, wo sich die Gruppe aufhielt – und der am Ende in so manchem Koffer auch den Weg nach Deutschland fand.